Trüffel in Deutschland


Geschichte des Trüffelanbaus in Deutschland

Die wichtigsten Daten in Kürze

Joseph Toulon - Entdecker Trüffelanbau

Ursprung in Frankreich

Erste erfolgreiche Anbauversuche mit Tuber  melanosporum unternahm der Franzose Joseph Talon um 1810 in der Provence in der Nähe von Carpentras . Der Boom in der Trüffelproduktion wurde allerdings erst 1855 ausgelöst, nachdem der Pariser Großhändler Rousseau eine Anbau-Anleitung von Talon nach dessen Tod veröffentlichte. Die Hauptzeit der französischen Trüffelproduktion fiel ins 19. Jahrhundert. Hier ernteten die Franzosen im Rekordjahr 1890 ca. 2.000 t Perigordtrüffel. 75.000 Hektar waren damals in Frankreich mit Trüffelbäumen bepflanzt.

Anleitung zum Trüffelanbau - Bornholz 1825

Anbauversuche in Deutschland

Der Trüffelanbau begann in Deutschland, nachdem Alexander von Bornholz 1825 (erste Versuche begannen schon 100 Jahre vorher, vermutlich im Oderbruch in Brandenburg) das erste Werk zum Trüffelanbau publizierte. So schrieb er: „Deutsche Trüffeln überlässt man den Würmern zur Nahrung und den Schweinen zur Mast. Man labt sich derweil an teurer Importware, welche der tätige Franzose oder Italiener als Handelsware ins Ausland bringt.“ 

Die von ihm propagierte, aber zuvor nicht auf Tauglichkeit überprüfte Methode, konnte nicht zum Erfolg führen. 


Über den Ausgang der Anbauversuche von Rudolph Hesse 1894 um Kassel und bei Alfeld  ist nichts bekannt.  Dieser hatte als erster in Deutschland  ein Werk in zwei Bänden über Hypogäen herausgebracht. 

Datei herunterladen: Bornholz
Trüffelanbau   Albert Frank Entdecker der Mykorrhiza

Entdeckung der Mykorrhiza

Einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Anbautechniken lieferte der vom preußischen Hof beauftragte Botaniker Albert B. Frank. Er sollte Trüffel und Möglichkeiten zur Zucht finden und entdeckte dabei, dass die unterirdischen Pilzgeflechte und Pflanzenwurzeln eng verbunden sind, um Stoffe auszutauschen. Er nannte es eine Art „Lebensgemeinschaft“ und gab dieser 1885 den Namen Mykorrhiza (Pilz-Wurzel).


Es sollte aber noch rund 90 Jahre dauern bis der Franzose Gerard Chevalier dieses Wissen umsetzte und ein Verfahren zur Mykorrhizierung von Sämlingen entwickelte. 

Dokumentation - Anleitung zur Trüffeljagd von 1812

Deutschland einst Trüffel-Nation

Im 18. und 19. Jahrhundert vermehrten sich Versuche zum Burgundertrüffelanbau in Deutschland allmählich. Es wurden vereinzelt Trüffelbeete angelegt und Suchhunde ausgebildet. Deutschland entwickelte sich neben Italien und Frankreich zur europäischen Exportnation. 


Die Trüffeljagd nach wild wachsenden Trüffeln mit Hund entwickelte sich nur in einigen wenigen  Regionen des Landes. Dort erfolgte auch die Produktion von Trüffel-Produkten  mit Handel auch ins Ausland. Sie erreichte ihren Höhepunkt Anfang des 20. Jahrhunderts. 

Spannend und immer noch aktuell beschreibt Fischer in dieser Publikation von 1812  den Ablauf der Trüffeljagd. 


Datei herunterladen: Fischer
Trüffeljagd - Wareneingangsbuch eines  Händlers

Trüffeljäger im Leinebergland/Niedersachsen

Noch bis Anfang des 20. Jhd. gab es in wenigen Regionen private und angstellte „Trüffeljäger“ mit entsprechenden Such- und Sammellizenz in deutschen Wäldern. Mit dem Verkauf der wild wachsenden Knollen erzielten sie mehr Einnahmen als in ihrem Hauptberuf als Waldarbeiter.  Sie belieferen  Händler, Hotels,  Restaurants, Schlachtereien  und Wurstfabriken. 

Historische Warenbücher eines  Großhändlers aus der Nähe von Alfeld in Niedersachsen belegen Umsätze von bis zu tausend Kilogramm Trüffel pro Jahr. Einzelne Trüffeljäger lieferten an den Händler bis zu 100 kg Trüffeln in einem guten Jahr.  

Pilze - geschützte Arten

Unterschutzstellung im 20. Jahrhundert

Das Wissen über natürliche Standorte der Burgundertrüffel ging während der Weltkriege - bis auf wenige Ausnahmen einzelner Trüffeljäger  - verloren und Lieferketten zerstört. 

Seit 1986 sind in der Annahme, Trüffeln seien ausgestorben bis sehr selten diese in Deutschland geschützt und dürfen - in der freien Natur - nicht entnommen werden. Im Hausgarten oder Stadtpark aber schon. Der Anbau ist ebenfalls legal, hat aber in Deutschland – anders als in Südeuropäischen Ländern noch keine große  wirtschaftliche Bedeutung erlangt.

Erster gezielter Trüffelfund in Niedersachsen

Gezielte Wiederentdeckung in  2011

Seit circa 10 Jahren, aktiv angetrieben durch die FGH (Forschungsgruppe Hypogäen) entwickelt sich in Deutschland eine „Trüffelszene“. In den Medien kann man eine zunehmende Präsenz des Themas verfolgen. Der Irrglaube, in Deutschland gäbe es keine Trüffel, wird durch seriöse Berichterstattung und Forschungsarbeit der neuen Trüffelpioniere  allmählich durch Zahlen und Fakten  abgebaut.


Das Bild zeigt die 1. gezielt ermittelte und mit extra ausgebildetem Suchund nachgewiesene Fundstelle im März 2011 durch die FGH in Niedesachsen. 


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